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von
Alexander
Auer

Unbeliebt im Internet - Teil III - Chat

Ein schlechter Ruf im Internet muss nicht unbedingt schwer zu erreichen sein. Wir bieten Ihnen eine umfassende Anleitung, um die wichtigsten Schritte auf dem Weg zum User non Grata zu meistern.

Nachdem wir im ersten Teil durch Emails negativ auf uns aufmerksam gemacht und im zweiten Teil den Zorn der breiteren Usenet-Gemeinde auf uns gezogen haben, soll der dritte Teil der Serie dabei helfen, auch beim Chatten unangenehm aufzufallen.

1. Nicknamen stehlen
In den meisten Chats kann man jeden Nicknamen annehmen, der zur Zeit nicht gerade in Verwendung ist. So kann es immer wieder vorkommen, daß mehrere Leute das gleiche Pseudonym für sich beanspruchen.
Sollten Sie darauf angesprochen werden, daß Ihr gewählter Nickname schon von jemand anderem in Verwendung sei, dann kann Ihnen das herzlich egal sein.
Selbst wenn der Andere den Nicknamen schon seit mehreren Jahren führt und Sie erst relativ neu in diesem Chat sind. Soll der Andere sich doch einen neuen Nicknamen suchen und Sie in Ruhe lassen!
Und auch die übrigen Chatter werden wohl mit der Zeit merken, daß sich hinter dem Namen plötzlich eine andere Person verbirgt.

2.Flooding
Oberste Regel: Machen Sie auf sich aufmerksam! Wenn viele Leute gleichzeitig miteinander reden, geht man leicht in der Masse unter. Das muß unter allen Umständen verhindern werden. Der anstrengende Weg bestünde in gezielten, zur Unterhaltung passenden Beiträgen. Die Alternative liegt im Produzieren von Unmengen an Zeilen von Text.
Wiederholen Sie am Besten ein und die selbe Meldung immer und immer wieder ('flooding', überfluten), Damit können Sie sicherzugehen, daß sie auch wirklich gelesen werden. Welch Glücksgefühl, ganze Bildschirme auf diese Weise zu füllen!

3. Werbung
Wie fast überall im Internet, hat Werbung besonders hohes Ansehen und genießt besondere Beliebtheit. Andere Chatter werden in Scharen auf Ihre Homepage stürmen, wenn Sie Ihre Adresse im Abstand von etwa 2 Minuten immer wieder in den Channel posten.
Eigentlich könnte man diese Information für interessierte Leute ja auch in der Zusatzinformation unterbringen (die mittels 'whois' abgefragt werden kann). Aber wer liest denn das schon?

4. Schreien
Kennen Sie schon die Shift-Lock-Taste auf Ihrer Tastatur? Das ist die, die gleich über der normalen Shift-Taste zu finden ist und einen nach unten zeigenden Pfeil als Symbol trägt. Damit wird alles, was man so tippt, nur mehr in Großbuchstaben geschrieben.
Eine wunderbare Methode um die Aufmerksamkeit anderer Chatter zu erregen. Wenn Sie jemand darauf hinweisen sollte, daß Großschreibung beim Chatten gleichbedeutend mit Schreien ist, dann wissen Sie ja, wie das zu verstehen ist: unwichtig, daher einfach ignorieren.
Und keinesfalls nochmals die Shift-Lock-Taste drücken, um die Großschreibung wieder aufzuheben!

5. Farben
Jeder Chat bietet verschiedene Funktionen an, die man ausnutzen sollte. Zu den Standardfunktionen gehört die Verwendung von Farben. Machen Sie ausgiebig davon Gebrauch, das macht die Kommunikation bunter und leichter lesbar. Besonders hübsch sind jene Meldungen, die auch noch die Hintergrundfarbe variieren. Da zeigt sich dann die ästhetische Begabung des Schreibers! Existentialisten können Schwarze Hintergrundfarbe mit schwarzem Text kombinieren, wunderbar fürs Auge sind allerdings auch helle Blautöne für die Schrift auf dunklem Hintergrundblau. Als Geheimtipp unter Profi-Chattern gilt rosa Schrift auf grellgrünem Hintergrund!.

6. Privatgespräche
Nach einiger Zeit in einem Chat werden Sie schon mehrere Bekannte haben, mit denen Sie ein wenig persönlicher plaudern wollen. Aber Halt! Keinesfalls private Gespräche im Extrafenster 'flüstern', diskutieren Sie ruhig am offenen Channel. Lassen Sie Ihre Mitmenschen an Ihrem Privatleben teilhaben!
Andere Chatter sind fasziniert davon, daß der Max jetzt ein Verhältnis mit der Julia hat, aber jeden Tag 5 Überstunden machen muss. Oder daß die Tante auf Kur nach Ungarn fährt und neue Medikamente zur Behandlung ihrer Krampfadern bekommt.

7. Kicken & Bannen
Sollten Sie wider Erwarten in den Rang eines Channel-Moderators (auch Operator genannt) erhoben werden, dann machen Sie ausgiebig Gebrauch von Ihren neuerworbenen Rechten. Kicken Sie und bannen Sie andere User, daß es nur so kracht.. Irgendwas werden sich die Opfer schon zu Schulden kommen haben lassen.
Zeigen Sie ruhig mal allen so richtig, wer hier der Chef ist!

8. Anonymität ausnutzen
Das schöne am chatten ist die Anonymität, die der frei wählbare Nickname verleiht. Hinter dieser Anonymität kann man sich wunderbar verstecken, und die Dinge tun, die man sich im richtigen Leben nie trauen würde: Wahllos Leute beschimpfen, baggern was das Zeug hält oder politische Parolen vom Stapel lassen, die Sie ins Gefängnis bringen würden.
Ist es nicht toll, dem Rest der Welt endlich zeigen zu können, was man von ihr hält?

9. Identitäten annehmen
Besonders gerne wird es auch gesehen, wenn man sich fremde Identitäten aneignet. Also bewusst unter dem Nicknamen einer anderen Person chattet. Man erfährt auf diese Weise recht viel über das Privatleben anderer Leute, da man plötzlich von Leuten angechattet wird, die denken, sie würden mit jemand anderem reden. Außerdem kann man reichlich Verwirrung stiften, indem man einige Äußerungen von sich gibt, für die es dann für den 'wahren' Besitzer des Nicknamen einigen Erklärungsbedarf gibt.

Langsam aber sicher sollten wir durch unser Verhalten zu einer wahren Pein für andere Internetbenutzer geworden sein. Doch noch gibt es weitere Möglichkeiten auszuschöpfen. Darum begeben wir uns in der nächsten Ausgabe auch in die unendlichen Weiten des World Wide Web.



Glossar
Der Begriff 'Chat' kommt aus dem Englischen und bedeutet 'tratschen'. Man unterscheidet zwischen Browserabhängigen Chats und dem Internet Relay Chat (IRC). Beim Browser-Chat wählt man einfach eine Internetseite, die einen Chat anbietet, im Browser an (z.B. http://chat.orf.at/ oder http://www.chat.at/) und gibt ein Pseudonym (Nickname, also einen Spitznamen) an. Dieses ist frei wählbar, darf aber noch nicht in Verwendung sein.
Das IRC verlangt ein eigenes Programm. Für Windows Benutzer wäre dies mIRC, ein Sharewareprogramm, das man unter http://tucows.univie.ac.at/adnload/dlmirc.html herunterladen kann.
Die meisten Chats sind in verschiedene Räume, sogenannte Channels, aufgegliedert. Diese Channels verfügen über ein Topic (Übertitel), das zumeist das Thema des Chats vorgibt. Normalerweise besteht ein Chat aus einem Hauptfenster, in dem man die Diskussionen verfolgen kann, einem Eingabefeld für eigene Meldungen und einem Feld, in dem man sehen kann, welche User sonst noch im Chat zu finden sind.
Jeder Chat hat noch spezielle Zusatzfunktionen. So ist es meistens möglich mit anderen Teilnehmern privat zu 'flüstern'. Solche Meldungen sind nur für den ausgewählten Teilnehmer sichtbar, nicht jedoch für alle anderen Chatter. Am häufigsten passiert der Aufbau einer 'Flüster-Vervbindung' durch Doppelklick auf den Namen des Chatters.
Ebenfalls oft zu finden ist die 'Whois'-Funktion, bei der man einige zusätzliche Information über andere Teilnehmer erfahren kann. Diese Information basiert allerdings auf der Eingabe des jeweiligen Users, d.h. es müssen nicht alle Angaben stimmen! Im Normalfall kann man diese Zusatzinformationen entweder durch Eingabe des entsprechenden Systembefehls (z.b. /whois username) erreichen, oder durch Klick mit der rechten Maustaste auf den Usernamen.
Wird ein anderer Chatter zu lästig kann man ihn auf 'ignore' setzen (ignorieren), d.h. seine Meldungen erscheinen nicht mehr im Hauptfenster.
Die meisten Chats verfügen über Moderatoren (auch Operators) genannt. Diese sind mit besonderen Befugnissen ausgestattet. So können sie User, die unangenehm auffallen, aus dem Chat werfen (sie kicken) oder ihnen den Zutritt überhaupt verwehren (sie bannen). Moderatoren erkennt man daran, daß sie in der Liste der Teilnehmer an oberster Stelle stehen und einen Klammeraffen @ vor dem Nicknamen haben.
Auf jeden Fall vertraut machen sollten Sie sich mit den wichtigsten Chatter-Begriffen. Mittlerweile hat sich nämlich schon ein eigener Chat-Dialekt gebildet, der am Anfang ziemlich verwirrend sein kann.
Hier die wichtigsten Begriffe:
LOL: Laughing out loud (laut Lachen)
ROTFL: Rolling on the Floor laughing (am Boden liegen vor Lachen)
IMHO: In my humble Opinion (meiner Meinung nach)
AFAIK: as far as I know (soweit ich weiß)
RE: Returned (wieder da)
IRL: In real Life (im wirklichen Leben)
*g*: grinsen
*fg*: frech grinsen

Besonders wichtig sind die sogenannten 'Emoticons' (Emotinal Icons, Gefühlszeichen) oder 'Smileys'. Das sind Buchstabenkombinationen, die als Ersatz für Gefühlsausdrücke herhalten müssen.
:-) Lachen, fröhlich sein
;-) Augenzwinkern, Achtung Ironie
:-( Traurig sein
:-x Bussi
:-p Zunge zeigen


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