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Alexander
Auer

Unbeliebt im Internet - Teil I: E-Mail

Ein wenig unangenehm aufzufallen ist nicht schwer. Wer sich in der Netzgemeinde jedoch dauerhaft unbeliebt machen will braucht Übung und ein wenig Know-how. Und da aller Anfang schwer ist, hilft Ihnen M@il dabei, die ersten Schritte zum User non Grata zu meistern.

E-Mail ist die am weitesten verbreitete Anwendung im Internet. Daher eignet es sich besonders gut, um sich einen schlechten Ruf aufzubauen. Lesen Sie sich die folgenden 10 Tipps sorgfältig durch und handeln Sie danach. Es wird nicht lange dauern und Sie können die ersten Früchte Ihrer Anstrengungen ernten.

1.) Attachments
Wer anderen Benutzern wirklich den letzten Nerv ziehen will, sollte sich an Attachments halten. Diese Anhängsel an den normalen E-Mail Text haben den Vorteil, daß sie mengenmäßig nicht limitiert sind. Mit einem einzigen Mausklick lassen sich mehrere Megabyte unschuldiger Daten an ahnungslose Empfänger senden. Schade nur, daß man die Gesichter nicht sehen kann, wenn der Downloadbalken beim Abrufen der Mails im Schneckentempo auf die 10% Marke zukriecht.

2.) Mailinglisten
Jeder Mensch braucht Publikum. Doch woher nimmt man als Normalsterblicher Menschen, die man mit seinen Problemen und Problemchen quälen kann? Die Antwort lautet: Man baue sich eine Mailingliste auf. Und das geht so: Man nehme jede E-Mailadresse, die man in die Finger bekommen kann und füge sie in die Liste ein. Sehr bald kann man viele Menschen an seinem Privatleben teilnehmen lassen. Grundregeln:
- Die Frequenz ist wichtig! Ihre Mailingliste sollte zumindest wöchentlich gefüttert werden.
- Nie jemanden aus der Liste entfernen. Sollte ein Empfänger Sie dazu auffordern, ignorieren Sie ihn. Er wird Ihre Mailings schon noch zu schätzen lernen, der Spielverderber.
- Mailinglisten bereiten dem Empfänger erst dann richtig Freude, wenn er sich durch 500 andere Empfängeradressen scrollen muss! BCC (Blind Carbon Copy, siehe Glossar) ist ein Fremdwort und daher nicht wichtig.

3.) Bildformat wählen
Wenn Sie anderen Usern Bilder zukommen lassen, achten Sie darauf, daß Sie auf keinen Fall komprimierte Bildformate wie JPG oder GIF verwenden. Verwenden Sie lieber BMP, damit jedes Bild mindestens 1 MB an Speicher braucht (das gleiche Bild in JPG würde nur lächerliche 20kB in Anspruch nehmen).

4.) Scherzprogramme
Wer kennt nicht die kleinen Programme, die Schafe über den Bildschirm hüpfen lassen oder strippende Weihnachtsmänner und -frauen präsentieren. Wenn sie solche Programme besitzen, senden Sie diese an alle Ihre Bekannten (s.a. Mailingliste). Unbedingt auf jegliche Prüfung durch ein Anti-Virenprogramm verzichten. Ein Schelm der denkt, jemand könnte so böse sein und versuchen Viren auf diese Art unters Volk zu bringen. Außerdem hat man ja zur Not noch immer Penicillin in der Hausapotheke, und das hat noch kein Virus überlebt.
Wenn Statistiken davon sprechen, daß 90% aller Computer-Viren durch Scherzprogramme übertragen werden, dann heißt daß ja wohl, daß man selber auf der Seite der sauberen 10% steht.
Und wenn nicht: Geteiltes Leid ist halbes Leid, oder?

5.) Kettenbriefe & Virenwarnungen
Haben Sie schon mal einen Kettenbrief bekommen? Wenn ja, dann werden Sie sich sicherlich noch daran erinnern, was dem bösen Menschen widerfahren ist, der die Kette unterbrochen hat. Dieser arme Mann wurde von einem 16 Tonner angefahren, während er verzweifelt versuchte, dem Löwen zu entkommen, der ihm den Arm abgebissen hatte, an dem noch seine Rolex hing. Das sollte uns eine Lehre sein, Briefketten zu unterbrechen! Darum: Kettenbriefe unbedingt an Bekannte weiterleiten, um diesem bösen Schicksal zu entgehen.
Gleiches gilt auch für Virenwarnungen. Ersparen sie allen, vom 'Good Times' oder 'budweiser.zip' Virus befallen zu werden. Denn diese Monster würde ihre Festplatte formatieren, ihre Pornosammlung veröffentlichen und dem Finanzamt Hinweise auf Ihr Konto in der Schweiz geben.
Böse Zungen mögen behaupten, daß diese Viren gar nicht existieren und die Weiterleitung der Warnungen das eigentliche Virus wäre. Doch was wissen die schon, diese Anfänger.
Beliebt macht man sich auch, wenn man Scherzmails, wie den berühmten virtuellen Schneeball weiterschickt. Diese Grafik eines Schneeballs existiert nun seit mittlerweile 3 Jahren und jeder Empfänger freut sich auch noch beim 78. Mal über seinen Anblick. Dessen können Sie sich sicher sein.

6.) Signaturen
Ein beliebtes Mittel, um der virtuellen Welt nähere Information über sich zukommen zu lassen, sind Signaturen. Natürlich gilt auch hier: Je länger die Signatur, desto wichtiger der Absender. Deshalb sollten Sie unter 20 Zeilen gar nicht anfangen. Die Welt wartet doch nur darauf, neben ihrem Namen, ihrer Post- und E-Mailadresse auch noch Kleinode wie die 30 schönsten Zitate ihres Lieblingsautors lesen zu dürfen.

7.) Autoresponder
Um aller Welt zu zeigen, daß man mit dem Medium bereits per Du ist, sollte man sich einen Autoresponder anschaffen. Bei jedem eingehenden Mail wird damit automatisch sofort eine Rückbotschaft gesendet. Beschränken Sie diese Funktion nicht etwa auf mehrwöchige Abwesenheit, sondern lassen Sie jedem Sender ein Antwortmail zukommen. Am Besten mit sinnvollen Aussagen wie 'Ich habe Ihr Mail empfangen und werde es bald bearbeiten' . Denn automatische generierte Antworten schaffen Vertrauen.

8.) HTML
In den Urzeiten des Internet (sprich: letztes Monat) wurden E-Mails als reiner Text gesendet. Dann kam ein kluger Kopf auf die Idee, man könnte doch auch die Programmiersprache HTML dazu verwenden, E-Mails zu senden. Oh wie glücklich war doch die Internetgemeinde, daß jedes E-Mail dadurch dreimal so viel Speicher benötigte. Mancher gab zwar zu bedenken, daß Textmails Standard wären und viele Mail-Programme gar nicht HTML-fähig wären, doch wer braucht schon Standards. Standards sind nichts anderes als veraltete Traditionen, die dringend aufgebrochen gehören. Immerhin gibt man mit HTML-Mails anderen Usern die Chance, ihre veraltete Software endlich zu erneuern. Und damit auch Gelegenheit, endlich Mails mit weißer Schrift auf grellgelbem Hintergrund empfangen zu dürfen.

9.) Priorität & Datum
Findige Zeitgenossen haben längst herausgefunden, wie man Priorität und Datumsanzeige manipulieren kann. Ist das nicht ein tolles Gefühl, zu wissen, daß man die nächsten 3 Jahre an oberster Stelle jeder Inbox steht, weil man das Sendedatum auf 2003 gesetzt hat? Und man kann doch nicht hinnehmen, daß das eigene Mail nur eine Priorität 'normal' hat, oder? 'High' oder 'Highest' ist doch das mindeste, möchte man annehmen.

10.) Zeit lassen
Ein Tipp für Unternehmen: Sollte wider erwarten eine Kundenanfrage per E-Mail eintrudeln, so besteht kein Grund zur Eile. Bevor das Mail nicht durch alle Abteilungen gegangen ist, sollte man auf keinen Fall antworten. Internet-Benutzer sind geduldige Menschen, die gerne einige Wochen auf Antwort warten, ohne auch nur im Traum daran zu denken, mit der Konkurrenz Kontakt aufzunehmen.

Diese Einführung stellt natürlich nur einen ersten Schritt auf dem langen und steinigen Weg dar, sich einen wirklich notorischen Ruf zu erwerben. Doch keine Sorge, denn in der nächsten Ausgabe werden wir uns damit beschäftigen, das Usenet, also die Newsgroups, zu beglücken.


GLOSSAR
Oft scheitert die redlichste Bemühung sich unbeliebt zu machen leider schon im Ansatz, da einige Fachbegriffe nicht verstanden werden. Um dieses Hindernis aus dem Weg zu räumen, hier die Erklärung zu den wichtigsten Begriffen:
Um E-Mails schreiben und empfangen zu können, braucht man einen Account. Dies ist die Registrierung bei einem Provider (dem Internetdienste-Anbieter, z.B. AON, Lion.cc, ...). Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Webmail und POP-Zugang. Bei Webmail-Services lädt man die entsprechende Internetseite und liest/schreibt Mails direkt im Browser. Bei POP benötigt man keinen Browser, sondern kann mittels E-Mail Programm (z.B. Pegasus, Eudora, Outlook, ...) Nachrichten empfangen und versenden. Jeder Benutzer, der über einen Account verfügt, bekommt eine weltweit eindeutige E-Mailadresse zugewiesen. Diese setzt sich aus drei Teilen zusammen:
- Dem zugewiesenen Namen (z.B. max.muster)
- Dem Klammeraffen @ (im englischen 'at' genannt)
- Der Serveradresse (z.B. aon.at)
Wird ein E-Mail gesendet, so wird die Nachricht zuerst an die entsprechende Serveradresse geschickt. Dort wird das Mail dann ins richtige 'Postfach' gelegt. Der Benutzer findet die Nachricht dann in seiner Inbox, dem Verzeichnis für eingehende Nachrichten. Der Benutzer hat nun die Möglichkeiten auf die Nachricht zu antworten (Reply), sie an andere Adressaten weiterzuleiten (forward) oder sie zu löschen (in den Trash-Ordner, also den Mistkübel zu verschieben).
Bei einem Reply wird automatisch die Absenderadresse als neue Empfängeradresse verwendet. Der Überschrift des Mails, dem Subject, wird ein 'RE:' für Reply vorangestellt (oder 'AW:' für Antwort). Der ursprüngliche Text kann wahlweise zitiert werden (quoting).
Der Nachricht können Attachments hinzugefügt werden. Das sind Anhängsel an den normalen Text, wie z.B. Bilder, Dokumente oder Programme. Gleichbleibende Textteile, die ans Ende der Nachricht automatisch angehängt werden, bezeichnet man als Signatur. Normalerweise enthalten Signaturen Informationen zum Sender (z.B. Telefonnummer oder Postadresse), Sinnsprüche oder die Homepageadresse des Senders. Soll eine Kopie der Nachricht an mehr als einen Empfänger geschickt werden, so werden die zusätzlichen Adressen in die Felder CC (Carbon Copy, jeder Empfänger sieht auch die anderen Empfänger) oder BCC (Blind Carbon Copy, die anderen Empfänger werden nicht angezeigt) eingefügt.
Hat man einen definierten Empfängerkreis, so kann man eine Mailingliste aufbauen. Die Nachricht wird an jeden Adressaten dieser Liste gesendet.


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