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Alexander
Auer

Unbeliebt im Internet - Teil II - Newsgroups

Sich im Internet unbeliebt zu machen ist gar nicht so schwer, wie es auf den ersten Blick wirken mag. Folgen Sie den Anweisungen und bald werden auch Sie sich auf zahlreiche neue Feinde Ihr Eigen nennen können.

Wer die Tipps im ersten Teil zum Thema E-Mail genau befolgt hat, müsste jetzt zumindest im weiteren Bekanntenkreis schon etwas schief angesehen werden. Jetzt ist es an der Zeit einen Schritt weiter zu gehen und den Zorn der breiteren Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. Für diesen Zweck bietet sich das Usenet geradezu an.
Beherzigen Sie einfach folgende Hinweise:

1. Thema ignorieren
Bloß weil die verschiedenen Gruppen unterschiedliche Namen haben, heißt das noch lange nicht, daß sich jemand darüber Gedanken gemacht hätte, wie man Diskussionen in geordnete Bahnen lenken könnte. Lesen Sie auf keinen Fall die Definition, welche Inhalte in welcher Gruppe zu diskutieren sind (http://www.usenet.at/checkgroups). Reine Zeitverschwendung!
Schicken Sie Ihre Beiträge einfach in irgendeine Gruppe. Warum auch sein Auto in at.anzeigen.fahrzeuge zum Verkauf anbieten, wenn vielleicht gerade jemand unter at.linux dringend einen fahrbaren Untersatz braucht?

2. Werbung schalten
Dadurch, daß das Usenet von sehr vielen Leuten verwendet wird, eignet es sich hervorragend zur Platzierung von Werbung aller Art. Dies gilt sowohl für private Homepages, als auch für professionelle Anzeigen. Profis werden das Schalten von Werbung natürlich mit Crossposting verbinden, es sollen ja möglichst viele Menschen die Meldung lesen.
Versuchen Sie es ruhig, Sie werden erstaunt sein, wie viele ausgesprochen freundliche Antworten von wildfremden Menschen auf einmal in Ihrem Postfach eintrudeln. Spätestens nach dem dritten Versuch werden Sie genau die Bedeutung des Begriffs 'Flame' kennen.

3. FAQ lesen? Warum?
In Gruppen, die Hilfestellung zu relativ eng definierten Problembereichen (z.B. Fragen zu Betriebssystemen) geben, ist es fast logisch, daß immer wieder ähnliche Fragen auftreten. Manche Spielverderber erstellen daher FAQs (Frequently asked Questions - häufig gestellte Fragen). Das hört sich irgendwie unanständig an und ist daher zu ignorieren. Denn IHR Problem ist mit Sicherheit einzigartig. Daher lohnt es sich auch nicht, andere Postings in dieser Gruppe durchzulesen. Lachhaft anzunehmen, daß schon jemand auf eine ähnliche Frage eine Antwort erhalten hätte.
Machen Sie den Experten, die versuchen Hilfestellung zu geben, doch die Freude, die gleichen Fragen öfter beantworten zu dürfen. Beim 20. Mal hat man schon Übung und es ist gut fürs Selbstbewusstsein.

4. Crossposting für Breitenwirkung
Damit Ihr Beitrag auch wirklich von allen Benutzern gelesen wird, empfiehlt sich ein 'Crossposting'. Das heißt, daß das gleiche Posting an mehrere Diskussions-Gruppen geschickt wird. Die anderen Leser freuen sich ungemein, wenn sie immer wieder auf den gleichen Beitrag stoßen. Da hat man nämlich etwas Bekanntes, an dem man sich festhalten kann und wird nicht von einer geballten Ladung an neuen Meldungen überfordert.
Außerdem leistet man seinen Teil zur Verlängerung der Download-Zeiten, wodurch die Vorfreude der Benutzer auf die neuesten News noch ein paar Sekunden verlängert wird.

5. Binäre Daten posten
Der größte Teil des Usenet ist für reine Textbeiträge gedacht. Natürlich ein Relikt aus vergangenen Tagen, als Bandbreite und Zeit der Leser noch knapp waren. Erfreuen Sie die Benutzer von at.anzeigen.arbeitsmarkt doch mit Ihren Urlaubsphotos oder dem neuesten Scherzprogramm. Das stellt eine willkommene Abwechslungen zu den langweiligen Stellenangeboten dar, die dort sonst gepostet werden.
Informieren Sie sich unter keinen Umständen darüber, ob in der von Ihnen auserkorenen Gruppe Binär-Postings erlaubt sind, oder nicht.

6. Test
Wer mit einem neuen Programm oder System noch nicht vertraut ist, möchte natürlich zuerst testen, wie es funktioniert. Was macht man also? man schickt natürlich eine Meldung mit dem Thema 'Test' in verschiedenste Diskussionsforen. Inoffizielle Statistiken sprechen davon, daß dieses Thema das am häufigsten diskutierte im Usenet ist. Eine kurze Suche nach diesem Thema auf http://www.deja.com ergibt etwa 720.000 Einträge!
Interessanterweise meistens von einem Benutzer namens 'Mein Name' oder 'Enter Name here'. Dieser Benutzer dürfte eine multiple Persönlichkeit sein, denn er scheint in allen Ländern dieser Erde zu Hause zu sein. Wenn Sie auch einen Beitrag zu diesem Thema abgeben wollen, dann schicken Sie ihn um Gottes Willen ja nicht nach at.test ! Schließlich liest diese Gruppe ja niemand und somit kann auch niemand die Fortschritte beobachten, die Sie zwischen 'Test', Test1' und 'Test2' machen. Gönnen Sie auch anderen Benutzern in möglichst vielen Gruppen die Möglichkeit dieser Anteilnahme.

7. Hilfe ist selbstverständlich
Wenn Sie den anderen Lesern schon die Möglichkeit geben, Ihnen bei einem Problem behilflich sein zu dürfen, dann sollte es wohl selbstverständlich sein, daß sie das auch tun. Dafür sind sie ja schließlich da, oder?
Ein 'Bitte' oder 'Danke' ist nicht nötig und wenn die Antworten länger auf sich warten lassen sollten, kann man ruhig ein 'Aber nächstes mal etwas schneller' nachschicken. Und serviert der Beitrag eines 'Experten' nicht sofort die gewünschte Antwort auf dem Silbertablett, empfiehlt es sich auf die Inkompetenz des Senders hinzuweisen. Das motiviert ungemein, in Zukunft die Probleme der anderen User etwas sorgfältiger zu behandeln.

8. Beiträge im HTML-Format
Wie bereits erwähnt, dient das Usenet hauptsächlich dazu, Diskussionen auf Textbasis zu führen. Aber seien wir mal ehrlich, reiner Text ist doch unglaublich langweilig, oder? Nicht der Inhalt macht die Botschaft, sondern die Form. Also wurde (genau wie bei E-Mails) die Idee geboren, man könnte doch HTML dazu verwenden, dem langweiligen Posting etwas mehr Pepp zu verleihen.
Machen Sie exzessiv on dieser Möglichkeit Gebrauch, damit endlich diese veralteten 'Nur-Text'-Newsreader vom Markt verschwinden. Und die Hartgesottenen, die immer noch nicht gewillt sind auf ein neues Programm umzusteigen, haben endlich die Möglichkeit ihre HTML-Kenntnisse aufzufrischen. Man lernt nämlich sehr viel über diese Programmiersprache, wenn man versucht zwischen den Befehlen den Text zu finden.


Die Anwendung jedes dieser Tipps wird Sie einen Platz höher auf der Liste der unbeliebtesten Personen im Usenet rücken lassen. Wem das zu langsam geht, für den eignet sich die Kombination einiger Punkte zum schnellen Aufstieg an die Spitze. Eine Werbung als Binär-Posting in 100 verschiedene Gruppen wird Ihren Bekanntheitsgrad deutlich verbessern.
Seien Sie kreativ!
Viel haben wir nun schon für unseren schlechten Ruf getan und erreicht. Doch noch immer sind nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft! Sie werden überrascht sein, wie viel die gezielte Infiltration von Chats für Ihr Image tun kann. Doch darüber mehr in der nächsten Ausgabe.


Glossar
Ob man von Usenet oder Newsgroups spricht, man meint das Selbe. Ursprünglich gab es E-Mail Mailinglisten zu bestimmten Themen, die an eingetragene Benutzer versandt wurden. Dies erwies sich ab einer bestimmten Größe der Mailingliste als mühsam.
Also ging man dazu über, die Botschaften zu speichern und an zentralen Stelle für alle Benutzer abrufbar zu machen. Um gröberes Chaos zu verhindern, teilte man die einzelnen Diskussionslisten in verschiedene Gruppen auf.
Die Namensgebung dieser 'Discussiongroups' hat Ähnlichkeiten mit der des WWW, weist aber doch einige Unterschiede auf. Beispiel für einen Gruppennamen wäre alt.tv.picket-fences. Der erste Teil alt. steht für 'Alternative' und spiegelt die Oberkategorie wieder. Andere Gruppen beginnen z.B. mit dem Providernamen (aol.: spezielle Gruppen des Providers AOL) oder dem Länderkürzel. Gruppen mit Österreich-Spezifischem Inhalt beginnen daher mit at. (steht für Austria). Nach der Oberkategorie findet man die Unterkategorien bzw. Unter-Unterkategorien. Im Beispiel sieht man, daß es sich um eine Diskussion zum Thema Fernsehen (TV) handelt und im Speziellen um Beiträge zur amerikanischen Serie 'Picket Fences'.
Um die Beiträge lesen zu können, bzw. selber Beiträge zu schreiben, ist ein spezielles Programm nötig, ein Newsreader. Moderne Browser und auch E-Mail Programme wie Outlook Express haben diesen Newsreader schon inkludiert. Als Alternative kann man auch entsprechende Programme aus dem Netz herunterladen. Empfehlenswert ist der kostenlose Forté Free Agent (zu finden unter: http://tucows.univie.ac.at/adnload/dlfreeagent.html). Bei der Installation werden Sie nach der Adresse des Newsservers gefragt. Diese ist meistens die Adresse des eigenen Providers mit einem vorangestellten 'news', also am Beispiel des Providers Telekabel news.telekabel.at. Im Zweifelsfall kontaktieren Sie ihren Provider bezüglich der korrekten Adresse.
Beim ersten Einstieg werden Sie mit einer langen Liste an Diskussionsgruppen konfrontiert. 'Subscriben' (abonnieren) Sie die interessanten, damit diese in einem Extrafenster angezeigt. Mittels 'Get new Headers in subscribed Groups' werden dann nur die Titel der Beiträge in den abonnierten Gruppen angefordert.
Eine Wortmeldung eines Benutzers wird im Fachenglisch als 'Posting' bezeichnet. Antwortet ein anderer Benutzer auf diese Meldung, so ist dies ein 'Follow Up' (Nachfolge-Meldung) bzw. ein 'Reply'.
Aus einem Beitrag und den dazugehörigen Antworten wird ein 'Discussion-Thread', also ein Diskussionsfaden.
Das posten, also veröffentlichen, einer einzelnen Meldung in mehreren Diskussionsforen wird als 'crossposting' bezeichnet, da die Meldung kreuz und quer durch die Gruppen geschickt wird. Crossposting wird nur in Ausnahmefällen toleriert, nämlich nur dann, wenn der Beitrag tatsächlich für alle gewählten Gruppen von Bedeutung ist. Passt der Beitrag nicht zum Thema der Gruppe, so wird er als 'offtopic' bezeichnet.
Sollten die anderen Benutzer der Meinung sein, daß Sie offtopic-Beiträge schreiben, so werden Sie dafür 'geflamt'. 'Flaming' bedeutet, daß man von anderen Benutzern in relativ rüder Weise darauf aufmerksam gemacht wird, daß man in irgendeiner Weise gegen die Verhaltensregeln verstoßen hat. Als ein solcher Verstoß gegen die Verhaltensregeln gilt auch Binär-Daten ( z.B. Bild- oder Musikdaten) in 'Text-only' Gruppen zu posten. Grund dafür ist, daß Binär-Dateien ein Vielfaches mehr an Speicher brauchen und nicht jeder User gewillt ist, die Wartezeit dafür in Kauf zu nehmen. Sollten Sie solche Daten also veröffentlichen wollen, informieren Sie sich vorher genau über die dafür vorgesehenen Gruppen.
Das Usenet wurde als Informations- und Kommunikationsinstrument für Menschen mit ähnlichen Interessen konzipiert. Damit diese Kommunikation nicht im Chaos endet, sollten die Verhaltensregeln auch penibel eingehalten werden.


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