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Aufdringliche Selbstdarstellung seit 1996
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von
Alexander
Auer
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Kreislaufzusammenbruch

"Ich liebe Dich !" - "Ich liebe Dich auch !"
Es ist Mai. Die Sonne wärmt den Asphalt, die Herzen und die Badeseen. Es ist noch zu kalt, um auch Abends ohne Pullover auszugehen.
Wir treffen uns fast jeden Tag. Sitzen in Straßencafés und sehen uns minutenlang in die Augen. Versinken in der überwältigenden Gegenwart des Anderen. Die Welt um uns herum wird zur Stafette unserer Bühne.
Der Juni geht in den Juli über und die Hitze wird zur Gewohnheit.
Hundstage.
Manchmal kühlen uns Sommergewitter ab. Minutenlang prasseln dann schwere Regentropfen auf uns herab. Grelle Blitze zucken wie entfesselte Urgewalten. Dann kehrt wieder Ruhe ein und die Luft um uns ist so angenehm klar und kühl. Gereinigt von dem Staub und Schmutz der sich schon angesammelt hatte.
Wir kennen uns. Den Körper, die Geschichten, die Gewohnheiten.
Der Herbst kommt. Das Laub fällt von den Bäumen, statt spannungsgeladener Gewitter setzt Dauerregen ein. Von einigen sonnigen Momenten, die wie eine blasse Erinnerung an vergangene Monate wirken, abgesehen, trägt man wieder hochgeschlossen.
Warten auf den ersten Frost.
Gedanken ans Auswandern in wärmere Gefilde, Träume von immerwährendem Sonnenschein.
Die Tage werden kürzer, so wie die Zeit, die wir gemeinsam verbringen. Wir sehen uns immer erst nach Einbruch der Dunkelheit. Einmal pro Woche, höchstens zweimal.
Die Tage vergehen, man vergißt, sie zu zählen. Oder zu unterscheiden.
Routine.
Manchmal wagt sich ein frecher Gedanke nach vorne, doch man will ihn nicht denken. Ist doch alles in Ordnung, oder?
Schneedecke drüber.
Im Februar ein Zucken. Ein Aufbäumen, ein Nicht-Wahrhaben-Wollen der Glut unter der festgefrorenen Schneedecke. Schlittschuhlaufen auf der Eisdecke der Herzen.
Irgendwann, Ende März, setzt die Schneeschmelze ein. Und setzt unerbittlich frei, was seit Monaten verborgen lag.
"Wir müssen miteinander reden."
Bleiben wir doch Freunde, es war eine schöne Zeit, Du wirst immer jemand ganz besonderes für mich bleiben.
Wenn wir uns in der U-Bahn treffen, tun wir so, als hätten wir einander nicht gesehen.
Im April geht eine neue Sonne auf. Zuerst schwach, doch schnell, sehr schnell gewinnt sie an Kraft. Vertreibt die Kälte der letzten Zeit aus deinen Knochen. Weckt neue Lebenslust in dir, die dir die Welt in ihren leuchtendsten Farben erscheinen läßt.
"Ich liebe Dich !" - "Ich liebe Dich auch !"

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