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Aufdringliche Selbstdarstellung seit 1996
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von
Alexander
Auer
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I am Not geil

Ich hasse den Sommer! Egal wohin man sieht, überall sind nur schöne Frauen. Wo waren sie den ganzen Winter? Sechs lange, kalte und dunkle Monate lang haben sie sich irgendwo versteckt, vor neugierigen Blicken verborgen. Nur um jetzt gemeinsam hervor zu kriechen und mich zu quälen.
Mit durchsichtigen Sommerkleidern, die sie auf Rolltreppen bei Gegenlicht vor Dir hertragen.
Mit kurzen Röcken, die Andeutungen, aber keine Gewißheit, ob der Grazie ihrer Beine geben.
Mit langen Haaren, die sie sich neckisch aus dem Gesicht streichen. Oder sich so zum Zopf binden, daß dein ganzes Verlangen danach schreit, diese wunderbaren Oberarme küssen zu dürfen.
Sechs Monate lang hast Du deinen Körper unter Kontrolle und plötzlich meinst Du explodieren zu müssen!
U-Bahnfahrten werden zu einem aussichtslosen Kampf gegen deine Hormondrüsen, die in diesem Krieg nur über dich lachen. Plötzlich scheint in jedem Gesicht ein Lächeln, so verführerisch, daß aller Alltag daneben nur verblassen kann.
Ich hasse den Sommer!
Er ist wie ein Bulldozer, der dein ganzes Leben, so wie du es kennst, niederreißen will. Er lockt mit neuen Bauvorhaben, die das Alte, Abgenutzte ersetzen sollen. Kaum glaube ich, mein Leben halbwegs im Griff zu haben, kommt der Sommer.
Wie tief bin ich nur gesunken? Sitze hier, planlos, kopflos, und sende flehentliche Blicke an Wesen, die von einem anderen Stern zu kommen scheinen. Alleine für diesen fremden Stern möchte ich Astronaut werden!
Der Sommer raubt einem das letzte bißchen Selbstachtung. Ich glaube, ich finde mich selbst ziemlich peinlich. Aber ich glaube auch, daß mir das ziemlich egal ist. Im Sommer.
Jetzt, wo Du nicht da bist, sind die Hundstage! Die Hitze in mir scheint unerträglich, aber der Schrei nach Kühlung vertrocknet im Gewissen. Bulldozer frei! Reißt dieses unnütze Gewissensgebilde nieder! Leider ist es sehr solide gebaut, einer der wenigen Teile von mir, bei dem ich mich auf jeden Ziegel verlassen kann.
Die Blicke, die durch die flimmernde Luft zurückkommen, verwirren mich. Heizen die Temperatur noch um ein paar Grad auf. Ich frage mich, wo mein Siedepunkt liegt. Ein Teil von mir schreit danach, Dampf abzulassen, der Rest versucht verzweifelt, sämtliche Ventile dicht zu halten.
Ich hasse den Sommer !

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